Können Innovative Coin-Börsen von ICO-Rückgang profitieren?

Können Innovative Coin-Börsen von ICO-Rückgang profitieren?

by December 4, 2018

Mit dem Aufschwung der Kryptowährungen und den immer grösser werdenden Handelsvolumina kam auch bald die Idee auf, einen Börsengang mit virtuellen Währungen zu versuchen.

Die so genannten ICOs (Initial Coin Offerings) spülten Millionen in die Kassen einiger Unternehmen.  Gerade der Höhenflug des Bitcoins war es, der viele Anleger das Risiko eingehen liess. Die Zahl der Coins, die damit an die Kryptobörsen und in den Handel allgemein gebracht wurden, war kaum noch zu zählen.

Das Jahr 2018 brachte aber die Ernüchterung: Viele ICOs brachten nicht die versprochenen oder erwarteten Gewinne. Michael Penke von der Gründerszene sah bereits im Juli die ICO- Welle ihren Schwung verlieren:  “Die Party ist zu Ende” schrieb er.

Ein Problem ist, dass manche Unternehmen schnelle Kasse machen wollten. Laut Penke haben es 70 Prozent der bei ICOs ausgegebenen Token nicht einmal an die Krypto Börsen geschafft. Denn auch wenn es generell wenig Regulierung im Krypto-Bereich gibt, so sind die Börsen wenigstens darauf bedacht, Coins zu handeln, die auch Käufer finden und in die Vertrauen gesetzt werden kann.

Dass die Investitionssummen zurückgehen, lässt sich anhand von Statistiken wie die von Coinschedule belegen: Von sechs Milliarden Dollar im Juni, ist die Summe auf 300 Millionen Dollar im November gefallen. Das kann aber auch eine gute Nachricht sein: Denn es bedeutet, dass Anleger vorsichtiger geworden sind und eine dringend notwendige Marktbereinigung mit sich bringen.

Vertrauen als neue Gebühr

Daran haben auch die Kryptobörsen ein Interesse: Hier gibt es immer neue Ansätze, Vertrauen bei Anlegern zu schaffen. Für viele Börsen war es lange Zeit Teil des Geschäftsmodells, dass Coins nur gegen Gebühren gelistet werden können. Das brachte reichlich Einnahmen, aber auch das Problem, dass jeder an die Börse kam, der die Gebühren bezahlen konnte.

Eine Plattform, die sich dieser Problematik bewusst ist, ist Binance. Im Oktober hat sich die Börse entschieden, dass die Listing-Gebühren zu 100 Prozent an Wohltätigkeitsorganisationen gehen. Und man geht noch weiter: Die Höhe der Gebühren bestimmt der Token-Ausgeber selbst.

gate ioDass man am besten die Kunden fragt was sie wollen, ist die Prämisse bei Gate.io. Die Börse erhebt überhaupt keine Listinggebühren. Stattdessen müssen sich Coins bei Gate.io bewerben und durchlaufen dann eine dreimonatige Testphase, in der die Community entscheidet, ob ein Coin würdig ist, gelistet zu werden. Damit macht man sich unabhängig von den Gebühren und kann vor allem solche Coins handeln, die auch von den Käufern akzeptiert werden.

Dieser Ansatz könnte bei ICOs ein Umdenken mit sich bringen. Statt schnelle Kasse mit windigen Geschäftsmodellen zu machen, werden sich Firmen darauf besinnen müssen, ob ihr Kerngeschäft wirklich Anleger überzeugt. Wer ein solches Geschäftsmodell vorweisen kann, dürfte dann auch weniger Probleme haben, ein Listing bei Börsen wie Gate.io zu bekommen.

Anleger wollen mehr Transparenz

Ein weiterer Vorteil von solchen Community-Entscheidungen ist, dass mehr Transparenz geschaffen wird. Dies ist dringend notwendig in einem Markt, der oft von Gier und Vernebelung bestimmt ist. Durch einen internen Abstimmungsprozess wie bei Gate.io, wird so eine interne Regulierung geschaffen, die Standards etabliert.

Der Ruf nach solchen Regulierungen ist gerade bei den ICOs gross, denn hier sind ja nicht nur Bits und Bytes, sondern Firmenwerte und Jobs betroffen. Penke beschreibt die Lage so:  “Je solider ICOs als Investmentform nun also aufgestellt werden, desto unattraktiver werden sie für die kleinen Glücksritter, die derzeit den Markt bevölkern.”

Gerade die vielen ICOs auf der Ethereum-Blockchain hatten auch den Ether-Preis in die Höhe getrieben, was wiederum zu mehr ICO-Investitionen führte. Dann aber kamen Gewinnmitnahmen und der Markt ging zurück.

Regulierungen von staatlicher Seite und Marktbereinigungen können aber gerade für Börsen wie Gate.io und Binance ein Vorteil sein, denn sie haben bereits den Anlegern beweisen können, welche Prioritäten sie setzen. Wie in vielen Märkten werden die Anleger dorthin gehen, wo sie Gewinne machen können, aber auch möglichst wenig staatliche Kontrolle und möglichst grosses Vertrauen haben. Nicht umsonst setzt Gate.io vor allem auf das Vertrauen als die neue Basis für Kryptos und ihren Handel. Deshalb hat man auch keine Fiat-Währungen aufgenommen, stattdessen konzentriert man sich vollkommen auf die über 200 verschiedene Kryptowährungen, die gehandelt werden können.

Mit den ICOs ist der Markt in einem solchen Ausmass mit neuen Tokens und Coins überschwemmt worden, dass es eine Frage der Zeit war, bis eine Bereinigung stattfinden musste. Die Börsen sind dabei besser weggekommen als Anleger, die direkt gekauft haben. Das könnte langfristig das Vertrauen in Börsen, die mit Bedacht listen, noch weiter stärken.

 

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