Das Portemonnaie: Pièce de Résistance für (Schweizer) Mobile Payment

Das Portemonnaie: Pièce de Résistance für (Schweizer) Mobile Payment

by October 14, 2015

Das Mobile Payment, das Bezahlen mit dem Smartphone, das nächste grosse Ding in der Finanzbranche ist, scheint unumstritten zu sein. Fast kein Tag an dem keine neue Studie über die Nutzung von Mobile Payment erscheint. Fast im Wochenrhythmus künden Global Player wie Apple, Samsung oder Google an, dass sie ihre Lösung nun hier oder da verfügbar machen. Auch nationale Systeme erscheinen in kurzen Abständen auf dem Markt (oder verschwinden wieder).

Autor: Claudio Gisler vom Blog Banking 2.5

Viele Studien erforschen, wie gross die Bereitschaft der Bevölkerung ist, Mobile Payment zu nutzen. Ich habe aber noch keine Studie gesehen, die sich um die einzig entscheidende Frage kümmert: “Was ist heute im Portemonnaie?”.

Die meisten Menschen haben zwei „Tools“ immer bei sich: Das Smartphone und das gute alte Portemonnaie. Verlockend also die Idee, die Funktion des einen „Tools“ in das andere zu integrieren. In einigen Bereichen ist das schon gelungen: Die Familienfotos sind bereits vom Geldbeutel ins Smartphone gewandert. Oder haben Sie letztens noch jemanden gesehen, der Papierfotos aus der Brieftasche gezogen hat und am Tisch herumgezeigt hat? Vermutlich nicht. Heutzutage streckt man sich gegenseitig das Smartphone ins Gesicht.

Der logische nächste Schritt wäre also, das Bargeld und die Debit- und Kreditkarten in das Smartphone zu verschieben. Eigentlich eine einfache Übung. Wie oben erwähnt, gibt es bereits mehrere funktionierende Systeme, die das übernehmen. Warum brauche ich also noch ein Portemonnaie mit mir herum zu tragen?

Ganz einfach: Wegen der unzähligen Kundenkarten, dem Führerausweis und dem Personalausweis. Wer schon mal einen Blick in das Portemonnaie einer durchschnittlichen Hausfrau geworfen hat, kann sich vorstellen, von welcher Menge Kundenkarten hier die Rede ist.

Kundenkarten als lokaler Knackpunkt
KundenkartenWarum soll man sich also für Zahlungen eine Mobile Payment-App installieren, wenn man im Geldbeutel diese Dinge immer noch mit sich rumtragen muss? Da kommt es doch auf ein/zwei zusätzliche Karten auch nicht mehr an? Und an der Kasse muss man ja trotzdem die Kundenkarte aus dem Geldbeutel klauben, auch wenn man bequem mit dem Smartphone bezahlt hat.

Und genau hier dürfte der grosse Knackpunkt für einen durchschlagenden Erfolg von Mobile Payment liegen. Erst wenn Lösungen angeboten werden, die zumindest die wichtigsten Kundenkarten integrieren, wird sich Mobile Payment durchsetzen. Die Migros hat das erkannt und ihre Mobile Payment-Lösung gleich an ihr Loyality-Programm Cumulus gekoppelt. Der Migros-Kunde mit der Mobile Payment-App spart also schon zwei Karten ein. Aber eben: Nur Karten der Migros-Gruppe.

Die Global Player im Paymentgeschäft wird es aber kaum kümmern, ob der Retailer X, das Restaurant Y oder die Parfümerie Z noch irgendein eigenes Loyality-Programm betreibt. Und diese Loyality-Programme und die damit gesammelten Daten sind für viele Unternehmen der Schlüssel zum Erfolg (Stichwort “Big Data”). Hier scheint sich eine Kluft aufzutun, die nicht so einfach überwunden werden kann.

Lokale Player haben bessere Karten

Der Konsument wird sich entscheiden müssen, ob er das Paymentsystem eines Global Players nutzt und dafür seine Kundenkarten noch mitschleppt oder viele verschiedene Mobile Payment/Loyality-Apps (wie z.B. von der Migros) nutzt oder gleich auf Mobile Payment verzichtet und die zwei zusätzlichen Karten (Debit und Kredit) im Portemonnaie belässt. Für einen schnellen, grossflächigen und nachhaltigen Erfolg von Mobile Payment braucht es deshalb die Kooperation zwischen allen Kredit-, Debit- und Kundenkartenanbietern. Bis das alle involvierten Unternehmen verstanden haben, werden wir also vermutlich noch einige Systeme kommen und gehen sehen.

Unter diesem Gesichtspunkt scheint aber klar, dass die Anbieter von nationalen Mobile Payment-Systemen sicher die besseren “Karten” haben: Sie kennen die lokalen Gegebenheiten und Akteure und kriegen diese vermutlich eher an einen runden Tisch.

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Claudio GislerClaudio Gisler bloggt auf banking25.blogspot.ch. Dieser Beitrag ist dort am 8.Oktober erschienen und wurde mit seiner Erlaubnis veröffentlicht. Claudio arbeitet als Leiter des Beratungszentrums bei der WIR Bank in Basel. Hier handelt es sich aber um seine persönliche Meinung und nicht die seines Arbeitgebers.

 

 

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3 Comments so far

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  1. tender writing in uk
    #1 tender writing in uk 10 January, 2023, 11:43

    What a time it was when this new innovation first time hit the market.!

  2. Andersen
    #2 Andersen 14 June, 2023, 15:13

    Das Konzept der Verschmelzung von Tasche und Smartphone ist gut. Es ist großartig zu sehen, wie die Wissenschaft Fortschritte macht, um dies Wirklichkeit werden zu lassen. Allerdings stimme ich mit dem Artikel überein, dass es noch einige realistische Herausforderungen zu bewältigen gibt, wie z. B. das Mitführen verschiedener Arten von Ausweisen und Kundenkarten. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir angesichts des hohen Innovationstempos in der Zellpreis-Technologie bald über besonders optimierte Optionen verfügen, die einen vollständigen Ersatz für Taschen bieten. Es ist fesselnd zu sehen, wie die Wissenschaft unsere täglichen Abläufe umgestaltet, und ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Als jemand, der in der Immobilienbranche tätig ist, bin ich der Meinung, dass die Nutzung von technologischen Know-How und die Verwendung von Softwareprogrammen für die Immobilienbranche ein entscheidender Faktor sein kann. Sie kann die Arbeitsabläufe verbessern und den Erfolg steigern, egal ob man ein Profi ist oder gerade erst anfängt zu arbeiten. Deshalb empfehle ich Ihnen noch heute mehr über Immobiliensoftware zu lesen.

  3. Wordpress-Agentur
    #3 Wordpress-Agentur 28 August, 2023, 14:36

    Ja, ich weiß nicht, wie ich vorher ohne ausgekommen bin

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