Colombus Consulting veröffentlicht die vierte Ausgabe seiner Studie über die Digitalisierung der Kundenbeziehungen der Schweizer Privatbanken, die mit einem Panel von fast 30 Hauptakteuren des Sektors durchgeführt wurde.
Die Studie zeigt, dass die explosionsartige Entwicklung der KI zu immer schnelleren Veränderungen führt. Es ist noch nicht zu spät und für Privatbanken höchste Zeit, sich auf die neuen digitalen Herausforderungen einzustellen, die KI mit sich bringt.
Die Rangliste 2024 bleibt weitgehend unverändert, wobei sich eine Top-5-Gruppe vom Rest des Panels abhebt
Das Quartett Vontobel, Julius Bär, Lombard Odier und Pictet dominiert auch dieses Jahr die Rangliste.
Dank hoher Besucherzahlen auf ihren Webeiten profitieren sie in allen untersuchten Aspekten von einem „Schneeballeffekt“ und generieren einen natürlichen oder bezahlten Besucherstrom, der die Kunden auf ihre digitalen Plattformen (Web, Mobile, soziale Netzwerke usw.) weiterleitet. Der bemerkenswerte Einstieg von Alpian an die Spitze des Rankings im Jahr 2023 wurde in diesem Jahr bestätigt, was den innovativen und digitalen Charakter der Bank unterstreicht.
Abgesehen von den Veränderungen in der Rangliste ist das Wachstum des Internettraffics für das gesamte Panel positiv (+10 % mit fast 590 Millionen monatlichen Besuchern), und die Leistungen der verschiedenen E-Banking-Plattformen haben sich erheblich verbessert. Dies spiegelt sich auch in einem stärkeren Engagement des Publikums wider (+17 %).
Dennoch haben die untersuchten Banken bei der Digitalisierung noch einen weiten Weg vor sich, insbesondere was die Beherrschung des digitalen Marketings und der Verwaltung mobiler Apps betrifft, wo nur langsam Fortschritte erzielt werden. Lombard Odier und Vontobel zeichnen sich jedoch durch eine regelmässig aktualisierte und gut bewertete App aus, und neue Marktteilnehmer wie Alpian bieten moderne Funktionen wie In-App-Videoanrufe an.
Soziale Netzwerke: Eine neue Ära hat begonnen
Während die Zahl der Abonnenten in den sozialen Netzwerken im Jahr 2023 stabil blieb, verzeichnet die Studie in diesem Jahr ein Wachstum von 32 %. Die bei Facebook festgestellte Verlangsamung (+9 %) wurde durch LinkedIn (+42 %, das 77 % des gesamten Publikums der sozialen Netzwerke erreicht) mehr als wettgemacht, gefolgt von YouTube und Instagram (+20 % und +17 %). Dagegen scheint X (ehemals Twitter) nicht mehr attraktiv zu sein (+0,2 %).
Im Jahr 2024 zog das Aufkommen von Videoinhalten, in denen die Überzeugungen der Banken in Bezug auf Marktvisionen und Investitionen dargestellt werden, ein neues Publikum auf diese Medienplattformen an. Insgesamt blieben CSR (Corporate Social Responsibility) und ESG (Environmental, Social and Governance) auch in diesem Jahr die meist behandelten Themen dieser Inhalte.
Die Studie stellt auch Kommunikationsbemühungen zu gestellschaftlichen Themen fest, insbesodere zum Sport oder zu gemeinnützigen Engagements. Obwohl diese Art der Information ein neues Publikum anspricht, erzeugt sie nur wenig Engagement und fördert nicht den Austausch mit ihren Zielgruppen.„
Digitale Verantwortung: Im Rückstand?
In den letzten Jahren haben die Privatbanken begonnen, ESG-Kriterien zu berücksichtigen, und die nachhaltige Entwicklung ist zu einem wichtigen Aspekt der Bankprodukte, insbesondere der Fonds, geworden.
Banken sind endlich bereit, ihre Instrumente den Kunden zur Verfügung zu stellen
Die Anbieter digitaler Lösungen haben dieses Konzept verstanden und bieten nun B2B2C-Tools an, die die Banken für ihre eigenen Konten nutzen und ihren Kunden zur Verfügung stellen können (Online-KYC [Know-Your-Customer], elektronische Unterschrift, Portfoliosimulation und Auswirkungsanalyse, Auftragserteilung).
Neue Technologien und Private Banking: Auf dem Weg zu präziseren und personalisierten Empfehlungen
Private-Banking-Berater profitieren stark von neuen Technologien, die die Art und Weise, wie sie mit ihren Kunden interagieren und deren Portfolios verwalten, revolutionieren. Mit Hilfe von Instrumenten wie Portfoliomanagementdiensten, Software für das Kundenbeziehungsmanagement, E-Banking und generativer künstlicher Intelligenz können sie genauere und individuellere Empfehlungen aussprechen und anbieten.
Diese Technologien ermöglichen ein besseres Verständnis der Kunden (z. B. AirWealth von Avaloq), verbesserte Bankdienstleistungen, insbesondere in den Bereichen Simulation und Portfoliomanagement (z. B. Swissquant), sowie schnellere und bessere Reaktionen sowohl intern als auch extern. Die Einführung dieser neuen Technologien ist jedoch mit einigen Hürden verbunden, wie die Weitergabe von Kundendaten mittels Tools von Drittanbietern, das Bankkundengeheimnis zu wahren und den Wandel innerhalb der Finanzinstitute zu bewältigen.
Private Banking und KI: Auf dem Weg in einer neue Ära der Effizienz und Compliance
Im vergangenen Jahr haben viele Banken KI-Initiativen lanciert, die sich in unterschiedlichem Ausmass auf ihre operative Leistung auswirken. Mit der Einführung von One.chat, einer mit dem Zürcher Startup Unique entwickelten Lösung zur Optimierung der Produktivität, oder der Lancierung eines KI-basierten Fonds zur Erzielung einer Outperformance ist Pictet der Konkurrenz einen Schritt voraus. Diese Anwendungsfälle zeigen, dass die Banken die KI für ihre internen Prozesse nutzen. Derzeit gibt es noch keine Initiativen, die sich mit Kundendaten befassen, was zeigt, dass die Schweizer Privatbanken nach wie vor um die Vertraulichkeit besorgt sind.
Digitaler Index : Die globale digitale Performance der Branche
Colombus Consulting präsentiert das globale Ranking des digitalen Index, welcher die digitale 360°-Performance von Privatbanken anhand von 50 Indikatoren (Web, Mobile, Marketing und Social), misst. Die Ergebnisse zeigen sehr unterschiedliche Situationen zwischen den Akteuren.