Family-Office Trends 2023: Welche Empfehlungen für ganzheitliche Investitionsentscheidungen geben Finanzexperten?

Family-Office Trends 2023: Welche Empfehlungen für ganzheitliche Investitionsentscheidungen geben Finanzexperten?

by November 20, 2023

Seit dem 19. Jahrhundert übernehmen Family-Offices vornehmlich in den USA die Steuerung, Erhaltung und Organisation des Vermögens wohlhabender Familien.

Seit der Jahrtausendwende und insbesondere im Zuge der Finanzkrise 2007/2008 erleben Family-Offices weltweit einen regelrechten Boom – allein in Deutschland sind aktuell mehr als 400 Family-Offices tätig. Neben der Betreuung von Dynastien wie den Quandts oder der Otto-Familie nehmen auch immer mehr erfolgreiche Jungunternehmer die Services von Family-Offices in Anspruch.

Zu unterscheiden ist bei den Dienstleistern zwischen sogenannten Single Family Offices und Multi-Family-Offices. Während Single-Family-Offices typischerweise als Eigentum von Dynastien wie den erwähnten Quandts oder der Otto Familie betrieben werden, die dort direkt oder indirekt ihre Vermögenswerte konsolidieren, zeichnen sich Multi-Family-Offices durch einen modularen Beratungsansatz gegenüber den Familien und deren Vermögensvehikeln aus. Multi-Family-Offices ermöglichen deutliche Kostenvorteile gegenüber Single-Family-Offices – und stellen durch ihre Unabhängigkeit eine hohe Beratungsqualität und Expertise innerhalb des Family-Office-Konstruktes sicher.

Die sehr effizienten Dienstleistungsunternehmen wie unteranderem die in Zürich ansässige Swisspath Group übernehmen das Management von Assets, Beteiligungen und Vermögen, kümmern sich um die Belange rund um eine Unternehmensnachfolge oder beraten zu Steuern und Compliance.

Family-Offices beziehungsweise Multi-Family-Offices widmen sich der umfassenden Vermögensverwaltung für wohlhabende Familien. Konkret geht es darum, „sich mit der Familie zusammenzusetzen und zu überlegen, in welche Assetklassen das Vermögen investiert werden soll“, so Catharina Weber, Senior Beraterin des Hamburger Family-Office Kantora. Damit dies im Sinne der Familie gelingt, muss die „Familien-Mission“ definiert werden – zum Beispiel Werte, die den Familienmitgliedern besonders wichtig sind. Der Begriff des Family-Office ist im deutschsprachigen Raum gesetzlich nicht definiert. Gemäss der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werden unter dem Begriff Unternehmen verstanden, deren Aufgabe eine bankenunabhängige Verwaltung grosser privater Vermögen ist.

Die bankenunabhängige Vermögensverwaltung ist aber nur ein Teil der komplexen Aufgabenstellungen, die durch Multi-Family-Offices übernommen werden. Ganzheitlich arbeitende Multi-Family-Offices übernehmen zusätzlich weitere Aufgaben, wie die Mediation bei familieninternen Streitigkeiten, die Buchführung oder das Controlling und auch allgemeine Beratung der vermögenden Familien. Auch zusätzliche Aufgaben wie die Koordination steuerlicher Belange und Legal Cases, den Sitz im Aufsichtsrat von familienkontrollierten Gesellschaften oder die Verwaltung von non Bankable Assets – Liegenschaften, Yachten, Flugzeugen, Kunst oder Autos – werden von Multi-Family-Offices übernommen.

Warum sind Family-Offices bei wohlhabenden Familien eigentlich so stark nachgefragt? Nun, in einem stetig komplexer werdenden Kapitalmarktumfeld steigt das Bedürfnis der Familien, ihr Vermögen nicht nur zu bewahren, sondern durch intelligente Investments über Generationen hinweg wachsen zu lassen.

Für diese Aufgaben fehlt es bei Inhabern grosser Privatvermögen häufig an Kapazitäten und Fachwissen. Hier springen die rechtlich und wirtschaftlich eigenständigen Family-Offices ein, die vermögenden Familien bei der Erreichung der finanziellen Ziele unterstützen. Die spezialisierten Finanzexperten nutzen hierfür moderne, digitale Technologien und innovative Investitionsstrategien – und sind somit deutlich flexibler als klassische Finanzdienstleister oder Banken.

Finanzexperten wie Alessandro Lardi empfehlen einen ganzheitlichen Strategieansatz

Alessandro Lardi

Alessandro Lardi

Die globalen Finanzmärkte durchlaufen aktuell eine der unsichersten Phasen seit Jahrzehnten – das wissen erfahrene Finanzexperten wie Alessandro Lardi, Founding Partner des in Zürich ansässigen Multi-Family Offices Swisspath, genau. Nur mit einem holistischen Ansatz, der sowohl die materiellen als auch immateriellen Aspekte des Familienvermögens betrachtet, kann das Gesamtwohl der Familie in all ihren Dimensionen sichergestellt werden.

Mit finanziellen Metriken allein lässt sich das Vermögen einer Familie nicht über Generationen hinweg sichern. Vielmehr muss es darum gehen, ein Gleichgewicht zwischen den finanziellen, kulturellen, sozialen und natürlich auch emotionalen Aspekten zu finden. Denn nur so ist sichergestellt, dass strategische Entscheidungen im besten Interesse der gesamten Familie und auch ihrer langfristigen Vision stehen.

Zu den Schlüsselelementen eines holistischen – also ganzheitlichen – Ansatzes für MultiFamily-Offices zählt unbedingt eine Vermögensverwaltung, die in eine grosse Bandbreite von Assets investiert. Gemäss  einer aktuellen Studie von Deloitte investieren Multi-Family-Offices in Aktien, Immobilien, Investmentfonds, Rohstoffe und Private Equity – und betreiben ein Anlagen-Risikomanagement, das auf eine Diversifikation auf unterschiedlichsten Ebenen setzt.

Durch geschickte Investitionen konnte fast die Hälfte der Family-Offices in den vergangenen drei Jahren jährliche Renditen zwischen 10 und 20 Prozent erzielen. Die Dienstleistungen der Multi-Family-Offices gehen dabei aber weit über ein reines Investment-Management hinaus – denn auch die Strukturierung oder steuerliche Würdigung von Transaktionen zählen zu den Leistungen, auf die sich die Klienten jederzeit verlassen können.

Im Zuge des Generationswechsels und eines sich schnell verändernden, wirtschaftlichen Umfeldes werden seitens der Familien gehäuft Strategien gefordert, die die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung in den Fokus stellen. Gerade in unsicheren Zeiten, wie wir sie heute erleben, müssen Family-Offices ihre Vermögensallokationen und Technologie-Stacks klug anpassen, wenn sie sich auf den volatilen Märkten optimal positionieren wollen.

Die wichtigsten Trends 2023 für Family-Offices

Die globale Wirtschaft schwächelt seit mehreren Jahren, gleichzeitig steigt der inflatorische Druck. Die zahlreichen Herausforderungen der Gegenwart und nahen Zukunft zeigen sich unter anderem in einem verstärkten Investment in Private Equity, dem Fokus auf Risikomanagement und einer zunehmenden Bedrohung durch Cyberangriffe. Zu den wichtigsten Trends 2023, die Family-Offices beachten müssen, zählen:

Trend 1: Diversifikation durch Private Equity

Die direkte Investition in Unternehmen, die nicht öffentlich an einer Börse gelistet sind, wird zu einer der Hauptanlageklassen für Family-Offices. Bereits heute investieren 8 von 10 Family-Offices in diese Anlageklasse. Die Möglichkeiten unkorrelierter Renditen und der Bedarf nach Diversifikation macht Private Equity zu einem der starken Trends dieses Jahres – und zu einem Trend, der sicherlich noch in den kommenden Jahren anhalten wird.

Trend 2: Risikomanagement im Fokus

In der Regel setzen Family-Offices auf einen konservativen Investitionsansatz, der dem Wunsch der Familien folgt, bestehendes Kapital zu erhalten und gleichzeitig das Vermögen langfristig zu vermehren. In den letzten Jahren war jedoch zu beobachten, dass Family-Offices vermehrt auch in risikobehaftete Anlageoptionen investieren. Für Family-Offices bedeutet dieser Trend einen unverzichtbaren Fokus auf ein effizientes Risikomanagement.

Trend 3: Nachhaltige Investitionen

Einige Family-Offices verfügen mittlerweile über Allokationen in nachhaltigen Investitionen. Jedoch wird nach wie vor nur zögerlich in nachhaltige Assets investiert – zu groß ist die Furcht vor Greenwashing-Vorwürfen. Vielmehr bevorzugen Familien den Ausschluss von Industrien oder kontroversen Geschäftsaktivitäten aus ihrem Portfolio.

Mit einer neuen Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor legt die EU nun Regeln für die Klassifizierung und Berichterstattung bei Investitionen in nachhaltige Projekte fest. Dies wird unmittelbare Auswirkungen haben – ein Trend, den jedes Family-Office im Auge behalten muss!

Trend 4: Digitale Vermögenswerte und Cybersecurity

Auch wenn viele Family-Offices eine mangelhafte Regulierung immer noch als Hemmnis für Investitionen in digitale Vermögenswerte erachten, ist das Interesse an Kryptowährungen und ähnlichen Assets in den letzten Jahren nahezu explodiert. Im gleichen Zuge wird die Bedrohung durch Cyberangriffe auch für Family-Offices zu einer echten Bedrohung – und zu einem kritischen Risiko für den gesamten Geschäftsbetrieb.

Die Finanzdienstleister müssen den Spagat schaffen zwischen dem hohen Bedarf an digitalen Investitionen und einer direkt damit zusammenhängenden Digitalisierung der Vermögensverwaltung und der Implementation von Sicherheitsmechanismen, die schwerwiegende Cyberangriffe unterbinden. Ein Trend, der Family-Offices ganz gewiss die kommenden Jahre beschäftigen wird.