Kürzlich hat die Muttergesellschaft von WeWork, The We Company, den schon seit längerem gerüchteweise herumgebotenen IPO angekündigt.
Gleichzeitig gaben sie neue Finanzzahlen preis. So weist WeWork ein starkes Wachstum auf, von 2017 auf 2018 konnten sie die Einnahmen auf 1.7 Mrd. $ steigern. Aber in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres verzeichnete WeWork fast 690 Mio $. Auf der anderen Seite wächst die Kundenbasis stetig. Weltweit beziehen über 537’000 sog. Members Leistungen von WeWork.
WeWork preist sich selber als Technologiefirma an und nicht als Vermieter von Büroflächen. Dies ist für den Börsengang natürlich wichtig, verspricht Technologie den Aktionären doch innovative Geschäftsmodelle und steile Wachstumskurven.
Das Kerngeschäft von WeWork besteht aber in der Vermietung von Büroplätzen. Sie stellen fertig ausgerüstete Arbeitsplätze zur Verfügung. Büros ausbauen, möblieren, langfristig mieten – dies entfällt alles mit Coworking. Dieses Konzept ist vor allem für rasch wachsende Firmen von Vorteil, können sie bei Bedarf Flächen einfach dazu mieten. Und braucht es einmal weniger Platz, können die Verträge monatlich gekündigt werden. Dies alles schafft grosse Flexibilität.
Im letzten Herbst konnte ich mich in Berlin selber vom Angebot von WeWork überzeugen. Im ehemaligen debis-Haus am Potsdamer-Platz hat sich WeWork auf 17 Etagen eingenistet. Laut eigenen Angaben waren die Flächen nach nur drei Monaten an über 2’000 Members vermietet. So lange also der Wirtschaftsmotor brummt, kann das Geschäftsmodell von WeWork aufgehen.
Bei einem Konjunktureinbruch könnten viele Members ihre Verträge gleichzeitig kündigen. WeWork verlöre rasch Umsatz, sässe weiterhin auf den langfristigen Verträgen für die an über 500 Standorten gemieteten Gebäude. Die Experten sich nicht einig über den zukünftigen Erfolg von WeWork. Der IPO im September wird zeigen, ob die Investoren dem Geschäftsmodell und WeWork vertrauen.
Es gibt nicht nur WeWork- Coworking für Frauen
Während alle von WeWork sprechen, gehen andere, weltweit agierende Anbieter wie Regus im Mediengetöse rund um WeWork leicht unter. Daneben gibt es unzählige Nischenanbieter wie The Wing, welcher sich auf Co-Working für Frauen spezialisiert hat. Andere Unternehmen wie Quarters, Roam, Outsite kombinieren Arbeiten und Wohnen (Co-Living).
WeWork Schweiz?
Wie sieht die Situation in der Schweiz aus? Seit Monaten wird vom Markteintritt von WeWork gesprochen. Ist der kleinräumige Schweizer Markt für das WeWork-Konzept der grossen Flächen attraktiv genug?
Der kürzlich von Daniel Hediger, CEO des auf Shared Office spezialisierten Beratungsunternehmens immodea, veröffentliche Shared Office Monitor 2019 spricht auf der Titelseite davon, dass Coworking erwachsen geworden sei. 2016 wurden 90 Spaces gezählt, zwei Jahre später hat sich der Bestand verdoppelt. Trotz dieses Wachstums machen Shared-Offices am gesamten Büromarkt weniger als 1 % aus, schätzt Hediger.
Die angebotenen Flächen in den Städten sind gut bis sehr gut genutzt. Anders sieht es ausserhalb der Zentren aus. Gemäss des Monitor 2019 sind etwa die Hälfte der Coworking-Spaces nicht profitabel. Erste Anbieter sind bereits vom Markt verschwunden.
Trotzdem sind die Autoren des Reports zuversichtlich, dass sich Shared Offices weiter entwickeln werden. Den Eigentümern rät Hediger, ein breites Angebot an konventionellen und neuen, flexiblen Büromietangeboten zu entwickeln. Der vollständige Shared Office Monitor 2019 kann bei www.immodea.ch heruntergeladen werden.
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