Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Transformationsprozesse sind unübersehbar in der Finanzindustrie angekommen. Auch an einigen Fachhochschulen hat man das Thema aufgenommen und man bietet entsprechende Weiterbildungsprogramme an, um die Studierenden auf die Anforderungen von heute und morgen vorzubereiten.
Denn viele der uns bekannten Arbeitsprofile verändern sich bereits und wir müssen uns auch bewegen, wenn wir mit der Veränderung mithalten wollen.
Überblick und Vergleich
Das Angebot ist bereits genug gross, so dass man die Qual der Wahl hat. Neben der geografischen Lage der Schule, spielen natürlich auch der Inhalt und die Kosten eine grosse Rolle. Ihr findet nachfolgend eine Aufstellung der Einzelheiten von drei mir bekannten CAS-Programmen zu Digital Finance bzw.
Digital Banking und die Antworten auf meine Fragen an die Studienleiter bzw. Ausbildungsverantwortlichen. Diese Aufstellung hilft Euch bestimmt bei Eurer Entscheidung, solltet Ihr eine solche Ausbildung in naher Zukunft in Erwägung ziehen.
HSLU/IFZ – CAS Digital Banking | Kalaidos – CAS FH in Digital Banking | HWZ – CAS Digital Finance | |
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Abschluss | Certificate of Advanced Studies (CAS) Hochschule Luzern/FHZ in Digital Banking | Certificate of Advanced Studies (CAS) FH in Digital Banking | Certificate of Advanced Studies (CAS) in Digital Finance |
Voraussetzung | Hochschulabschluss oder äquivalenter Abschluss plus drei Jahre Berufskompetenz und ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache (Unterrichtssprache) und ausreichende Englischkenntnisse, um englischsprachigem Unterricht folgen und um englische Texte verstehen zu können | Hochschulabschluss oder äquivalenter Abschluss zuzüglich Berufserfahrung (Abschluss höhere Fachschule mit mind. 2 Jahren Berufspraxis oder höhere Fachprüfung mit mehrjähriger Berufserfahrung). Unter bestimmten Bedingungen auch eine Zulassung „sur dossier“ möglich | Hochschulabschluss oder äquivalenter Abschluss plus zwei Jahre Berufskompetenz |
Unterichtsprache | Deutsch (90%) / Englisch (10%) | Deutsch | Deutsch (90%) / Englisch (10%) |
Studienort | Zug | Zürich-Oerlikon (30% Präsenzunterricht Vorort. 70% individuelle Praxisprojekte, Gruppenarbeiten und Selbststudium) | Zürich-Europaallee |
Studienbeginn | April / Herbst | April und Oktober | März und August |
Dauer | 1 Semester (21 Tage inkl. Studienreise nach London) | 1 Semester (11 Tage inkl. 2 Inspiration Days) | 1 Semester (18 Tage inkl. Studienreise nach London) |
Schultage | Einmal im Monat 2 bis 3 Tage (Donnerstag, Freitag, Samstagmorgen) | I.d.R. einmal im Monat (Do/Fr – Sa) | ca. 3-4 Tage pro Monat (Di/Sa) / Einflüsse Ferien und Feiertage |
Study Tour | London (2 Tage) | Schweiz (Labs und FinTechs 2 Tage) | London (2 Tage) |
Maximale Klassengrösse | 28 Studenten | 25 Studenten | 24 Studenten |
ECTS-Punkte | 15 | 15 | 15 |
Kosten | CHF 9’800 | CHF 9’000 | CHF 9’500 |
enthalten | Kurskosten, sämtliche Kursunterlagen in elektronischer Form und die Pausenverpflegung während des Unterrichtes im IFZ | Kurskosten, sämtliches Lehrmaterial und alle Prüfungen | Kurskosten, sämtliche Kursunterlagen und die Begleitung bzw. Bewertung der Abschlussarbeit |
nicht enthalten | Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung während der 2-tägigen Studienreise nach London | Reisekosten der Inspiration Days zu den Unternehmen in der Deutschschweiz | Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung während der 2-tägigen Studienreise nach London |
Hauptinhalte | Umfeld des Digital Banking, Strategisches Digital Banking, Digitales Kundenmanagement und Social Banking, Produkte und Lösungen und Study Trip nach London | Grundlagen der Digitalisierung, Transformation der Bankgeschäftsmodelle, Kundenzentrierung, Digitalisierungsfähige Geschäftsmodelle, Digitalisierungsfähige Geschäftsmodelle, Transformation von Banken und how to do it | Customer Experience, Digital Products und Services, Digital Mindset, Technology, Study Trip nach London |
Fragen an die Studienleiter bzw. Ausbildungsverantwortlichen
„Was ist die Motivation ihre Study Tour im Ausland bzw. eben nicht im Ausland durchzuführen?“
Nils Hafner der IFZ
stellt in den Vordergrund, dass die Innovation-Labs und Inkubatoren, welche sie mit den Klassen in London besuchen, teilweise bereits seit mehr als fünf Jahren existieren und dass diese dadurch mehr Erfahrung in diesen Themen haben, als die meisten Schweizer Labs, welche erst vor kurzem begonnen haben.
Des Weiteren sei ein anderer Blickwinkel auf das Thema, losgelöst von der Schweiz, hilfreich für die Studenten, um das Thema auch aus einer internationalen Perspektive zu sehen.
Rino Borini der HWZ
betonte, dass London für die Studierenden sehr spannend sei, denn das Ökosystem zwischen Startups und den Regulationsbehörden (FCA) funktioniere anders als in der Schweiz. Ausserdem sei die teilweise unterschiedliche Sichtweise der Londoner Startups eine gute Inspirationsquelle für die Studierenden.
Nichtsdestotrotz werden während des Lehrgangs auch Schweizer Fintech Unternehmen wie contovista, lend u.ä. sowie der Inkubator F10 berücksichtigt.
Stefanie Auge-Dickhut der Kalaidos
sagte mir, dass die Schweiz eine attraktive und zurzeit auch stark wachsende FinTech-Szene beheimatet, die sehr interessant ist, um den heimischen Markt zu verstehen. Als Ergänzung haben sie Referenten, welche stark im Silicon Valley und in London unterwegs sind.
Diese Referenten stellen sicher, dass auch diese internationalen Aspekte nicht zu kurz kommen.
Fragen an die Studienleiter bzw. Ausbildungsverantwortlichen
„Was unterscheidet ihren CAS von den der anderen Anbietern?“
Nils Hafner der IFZ
stellt neben dem erfahrenen Forschungsteam (v.a. Prof. Andreas Dietrich und Prof. Nils Hafner) auch die hervorragenden Gastreferenten in den Vordergrund. Des Weiteren seien auch die mehrjährigen Leistungen des Institutes in der Forschung zur Digitalisierung in der Finanzindustrie, ihre Publikationen wie z. Bsp. «Crowdfunding Monitoring» oder «Retail Banking Studie» usw. ein Asset.
Rino Borini der HWZ
stellt in den Vordergrund, dass der CAS voll anrechenbar für den MAS Digital Business an der HWZ ist. Die ausgewählten Dozenten sind Personen, welche in ihrem Themengebiet Tag ein Tag aus tätig sind und somit aus der Praxis ihr Wissen vermitteln können. Des Weiteren müssen die Kursteilnehmer voll in die digitale Welt eintauchen.
Es gibt einen Klassenblog, Slack und Twitter werden verwendet mit dem Ziel, dass die Schüler selber diese Tools nutzen müssen und dadurch ein Gefühl für die neuen Kommunikationsmöglichkeiten und deren Impact entwickeln.
Stefanie Auge-Dickhut der Kalaidos
betonte, dass sie den Studenten nicht nur zeigen was es alles gibt, sondern dass sie ihnen auch Instrumente auf den Weg geben, welche es ihnen erlauben den Einfluss von neuen Trends auf ihre bisherige Strategie abzubilden. Des Weiteren wird durch sehr ausgewählte Referenten aus in- und ausländischen Bankengruppen sowie FinTech-Unternehmen dafür gesorgt, dass bereits während des Studiums ein sehr hoher Praxistransfer stattfindet.
Was sagen andere Fachhochschulen auf das nicht vorhanden sein einer solchen CAS Ausbildung angesprochen?
FFHS
Im Rahmen der Vertiefung Finance and Banking des Bachelorstudiengangs Betriebsökonomie an der FFHS werden aktuelle Veränderungen der Finanzbranche stets durch den konkreten Praxisbezug eingebunden. Eine dynamische Anpassung des Stoffinhalts an die sich schnell wandelnde Branche ist aus der Sicht der FFHS insbesondere in diesen Modulen unumgänglich.
ZHAW
Sie integrieren gerade das Digitalisierungsthema in diverse Module auf BSc und MSc-Stufe. Heute bieten sie bereits einige spezifische Weiterbildungen an wie z. Bsp. den CAS in Digitale Strategie und Wertschöpfung, CAS in Digital Marketing und das DAS in Data Science. Darüber hinaus befinden sich weitere Weiterbildungen in Vorbereitung, die gemäss Christoph Kley in naher Zukunft lanciert werden.
BFH
Das neu eröffnete Institut der Berner Fachhochschule für „Digitale Gesellschaft“ fokussiert sich auf die grossen Chancen und die risikobehafteten Veränderungen, welche die fortschreitende Digitalisierung mit sich bringt. Es erarbeitet IKT-Lösungen und -Konzepte für eine intelligente, sichere und faire Nutzung von Information in allen Bereichen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik.
FHSG
Sie erachten das Thema Digitalisierung der Finanzindustrie als sehr relevant und zukunftsträchtig, weshalb sie sowohl auf Stufe Bachelor im Modul „Swiss Banking“ als auch im MAS in Swiss Finance (im CAS Wealth Management sowie im CAS Corporate Banking) auf diese Thematik eingehen. Nichtsdestotrotz schenken sie der Thematik Digitalisierung die notwendige Beachtung (BSc, MAS, Forschung) und fokussieren und dabei auf die Anwenderperspektive.
Fazit
Man sieht einiges an Bewegung in der Fachhochschulwelt und wenn man mit den Studien- bzw. Ausbildungsverantwortlichen spricht, dann spürt man auch das Feuer und das Commitment zu diesen Lehrgängen. Die Entstehung dieser Lehrgänge ist ein wichtiger Schritt für die Deutschschweiz, um bei den Finanzspezialisten ein gutes Ausbildungsniveau zu diesem Thema zu erreichen.
Mittelfristig ist es sicherlich noch wichtiger, dass das Thema der Digitalisierung ein stärkeres Gewicht in den Grundausbildungen der Fachhochschulen (BSc, MSc) Einzug erhält, denn das Thema Digitalisierung gehört zu unserem täglich Brot und ist keine Spezial- oder Sonderdisziplin mehr. Wer weiss, vielleicht gibt es ja bald einen MSc in Business Administration mit Major in Digital Finance/Banking.
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