Finanzierungen über das Internet erreichten im Jahr 2023 das zweite Mal in Folge einen Volumenrückgang. Abgenommen haben vor allem Immobilienfinanzierungen. Dies zeigt eine Studie der Hochschule Luzern.
Noch im Jahr 2021 verzeichnete der Crowdfunding-Markt mit 791.8 Millionen Franken ein Rekordvolumen. Seither sinkt es jedoch: 2023 betrug es 558.7 Millionen Franken und schrumpfte somit um 15.6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies zeigt der neueste Crowdfunding-Monitor der Hochschule Luzern (HSLU).
Starker Rückgang bei Immobilienfinanzierungen
Die einzelnen Segmente von Crowdfunding (siehe Definition in Box) haben sich unterschiedlich entwickelt. Crowdinvesting sank um 2.9 Prozent auf 131.5 Millionen Franken. Die markanteste Verschiebung ergab sich im Crowdlending: Hier verringerte sich das Volumen um 20 Prozent auf 398.1 Millionen Franken.
Die Gründe für diese Entwicklungen sind gemäss den Studienautoren vielschichtig. Einerseits können höhere Zinsen eher hemmend auf die Kreditnachfrage wirken. Andererseits hängt das Wachstum von Teil-Sektoren wie den Immobilienfinanzierungen immer auch stark von der Entwicklung einzelner Plattformen und der Wettbewerbssituation ab.
Viele Plattformen – aber nur wenige sind relevant
In der Schweiz gab es per Ende 2023 insgesamt 36 Crowdfunding-Plattformen. Für die einzelnen Teilbereiche von Crowdfunding sind aber nur wenige Plattformen relevant. Im Crowdsupporting/Crowddonating erzielten die vier grössten Plattformen einen Marktanteil von 86 Prozent.
Beim Crowdlending erzielten die fünf grössten Plattformen einen Marktanteil von 80 Prozent und beim Crowdinvesting sind es sogar lediglich drei Plattformen, welche ein Volumen von 85 Prozent des Marktes auf sich vereinen können. Insgesamt wurden über 23 der 36 Plattformen überhaupt Crowdfunding- Projekte finanziert. Mehr als ein Drittel aller Plattformen wickelte demnach keine (oder in Ausnahmefällen nur sehr wenige) Projekte ab.
Hohe Erfolgsquote für Finanzierung von Sport- und Kulturprojekten
Crowdsupporting/Crowddonating blieb im Vergleich zum Vorjahr (-0.4 Prozent) stabil. Seit 2017 hat sich das jährliche Volumen zwischen 25 und 30 Millionen Franken eingependelt. Ausnahmen bildeten die von Covid-19 geprägten Jahre 2020 und 2021, in denen zahlreiche Unterstützungsprojekte über das Internet finanziert wurden und die Volumina entsprechend anstiegen.
Für Sport- und Kulturprojekte sei die Finanzierung über Online-Plattformen zu einem erfolgsversprechenden Standbein geworden, sagt Co-Studienautor Prof. Dr. Andreas Dietrich. Die Erfolgsquote sei in der Schweiz auch in einem internationalen Vergleich sehr hoch. Im vergangenen Jahr wurden über 75 Prozent der ausgeschriebenen Projekte auch tatsächlich finanziert. Auch der durchschnittliche Betrag, welcher pro Person in ein Projekt investiert wird, ist mit knapp 180 Franken hoch.
«Finanzierungsprojekte auf Schweizer Plattformen sind im internationalen Vergleich sehr erfolgreich. Wir führen dies auch auf die professionelle Betreuung bei der Projektfinanzierung durch die Schweizer Plattformen zurück»,
so der Studienautor.