Crowdfunding wird immer bekannter. Die einzelnen Facetten sind jedoch noch wenig geläufig.
Platformen wie swisspeers betreiben Crowd-Lending , es existieren jedoch noch weitere Arten des Crowdfunding. Über die nächsten Wochen stellen wir in loser Folge weitere Crowdfunding Typen vor. Den Start macht die wohl bekannteste Form des Crowdfunding – das Reward-based Crowdfunding.
Beim Reward-based Crowdfunding, auch Crowdsupporting genannt, hilft die Crowd einer Einzelperson oder einem Unternehmen ein bestimmtes Projekt zu finanzieren. Investoren erhalten in der Regel Produkte, ‘Goodies’ oder eine andere Gegenleistung als Dankeschön. Reward-based Crowdfunding dient häufig der Finanzierung von kreativen Start-ups und Projekten wie z.B. Film- und Musikproduktionen, Dokumentationen oder politischen Aktionen.
Im kommerziellen Bereich weit verbreitet ist die Finanzierung der Entwicklung von neuen Produkten. In diesem Fall erhalten Investoren als Gegenleistung häufig die ersten Serien des Produktes, dessen Produktion durch die Kampagne ermöglicht wird (z.B. die erste Version einer neuen Armbanduhr).
Ein wesentlicher Vorteil dieser Crowdfunding-Form besteht darin, dass durch die Veröffentlichung auf den Crowdsupporting-Plattformen neben der Beschaffung finanzieller Mittel, eine potenzielle Kundenbasis für das neue Produkt des Unternehmens geschaffen wird.
Crowdfunding – reward based: Plattformen in der Schweiz
Nachfolgend werden kurz die in der Schweiz am meisten verbreiteten Plattformen beschrieben.
Projekte aus der ganzen Welt in 100-days finanzieren
100-Days gehört zu “Ron Orp“, einer Schweizer Plattform, welche durch ihren Email Newsletter rund 191’000 Abonnenten über alles was sich so in der Stadt bewegt informiert- dazu gehören unter anderem Konzerte, Partys, Kunst und Essen.
100-Days wurde 2012 gegründet und bietet Initiatoren die Möglichkeit, auf der Online-Plattform für ihre Projekte zu werben. Dies erfolgt über eine Periode von maximal 100 Tagen. Im Gegenzug bedanken sich Initiatoren für die finanzielle Unterstützung mit “Goodies”, wie z. B. einer unterschriebenen CD oder einem persönlich gewidmeten Buch. Die Initiativen richten sich dabei nach dem “Alles-oder-Nichts-Prinzip”, was bedeutet, dass alle Beträge wieder an die Spender zurückfliessen, falls nicht der gesamte angestrebte Betrag zusammenkommt. 100-Days hat den Firmensitz in Zürich und betreut Projekte in der Schweiz sowie in ganz Europa.
Gemeinnützige Projekte unterstützen mit Lokalhelden
Lokalhelden ist die Crowdsupporting-Plattform der Raiffeisen Bank. Sie richtet sich insbesondere an gemeinnützige Projekte. Die 2016 gegründete Plattform verfügt über eine überdurchschnittlich hohe Erfolgsquote. Vier von fünf Projekten, welche die Finanzierungsphase erreichen, werden auch erfolgreich durchgeführt. Im ersten Geschäftsjahr konnte über Lokalhelden ein Spendenvolumen von CHF 1 Million erzielt werden. Im Vergleich zu vielen anderen Plattformen verlangt Lokalhelden von Initiatoren keine Fundraising-Gebühr.
We make it – Finanzierung von innovativen Projekten in einer internationalen Community
Wemakeit wurde im Februar 2012 gegründet und zählt heute zu den grössten Crowdsupporting-Plattformen Europas. Die Plattform wird vier-sprachig unterhalten (Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch). Darüber hinaus werden ausserhalb der Schweiz Büros in Berlin und Wien betrieben. Auch hier gilt das “Alles-oder-nichts-Prinzip” und die Projekte können aus unterschiedlichen Bereichen stammen. Besonders häufig wurden in der Vergangenheit Filmprojekte finanziert, so kamen in den letzten fünf Jahren rund CHF 2,5 Millionen über die Plattform für Filmprojekte zusammen. Aktuell hat das Universitätsspital Bern das Projekt HORAO auf Wemakeit lanciert. Ziel des Projektes ist es, Spenden für die Entwicklung eines Mikroskops zu sammeln, mit welchem Hirntumore noch besser erkannt werden können.
Berühmte Crowdfunding Projekte in der Schweiz
In der Schweiz haben einige gross angelegte Crowdfunding Projekte durch ihren Erfolg in ganz unterschiedlichen Bereichen, breite öffentliche Wirkung erzielt. Im Folgenden werden 3 Projekte kurz vorgestellt.
3.5 Millionen von 13’000 Personen für Republik – Project R
Besser als auf der Webiste von Republik können wir’s nicht formulieren: “Vom 26. April bis 31. Mai lief die Crowdfunding-Kampagne für das digitale Magazin «Republik» von Project R. Über 13’000 Unterstützerinnen und Unterstützer wollen gemeinsam mit der Aufbau-Crew von Project R im Mediensystem einen entscheidenden Unterschied schaffen. Die «Republik» geht 2018 an den Start – kompromisslos in der Qualität, leserfinanziert, ohne Werbung und ohne Bullshit.” Hier finden Sie die «Republik» www.republik.ch. Die Webseite des erfolgreichen Crowdfundings finden Sie hier.
Gegen die Durchsetzungsinitative – Operation Libero
Operation Libero versteht sich als politische Bewegung, die sich für eine weltoffene und zukunftsgewandte Schweiz einsetzt. In nur fünf Wochen unterschrieben mehr als 52’000 Menschen den «Dringenden Aufruf» gegen die Durchsetzungsinitiative und online konnten rund 1,2 Millionen Franken eingesammelt werden. Die zuvor noch weitgehend unbekannte Organisation Operation Libero beschaffte sich rund zwei Drittel ihres Kampagnenbudgets über Crowdfunding. Das genügte, um die über erhebliche Mittel verfügende SVP an der Urne zu besiegen, wie die Aargauer Zeitung berichtete.
75’000 Saisonabos – alles fährt Ski in Saas Fee
Mit der Kampagne «we make it happen» haben die Bergbahnen Saas-Fee Ende 2016 Saisonkarten der Bergbahnen für ein, drei und 15 Jahre angeboten. Dies unter der Bedingung, dass bis zum 27. November 99’999 Karten abgesetzt werden. Bei Erfolg der Kampagne lagen die Preise für die Saisonkarten bei CHF 222. Gesamthaft kamen so rund CHF 20 Millionen zusammen. Die Aktion wurde mit einer gross angelegten Marketingkampagne bekannt gemacht.
“Crowdsupporting-Kampagnen im komerziellen Bereich sind typischerweise ein Vorverkaufskanal für ein neues Produkt und dienen nicht alleine der Promotion eines bereits existierenden Produkts zu einem günstigeren Preis”, wie im Crowdfunding Monitor der Hochschule Luzern richtigerweise bemerkt wird. Trotzdem hat die Kampagne dem “System” Crowdfunding landesweit viel Publizität gebracht, was wohl für alle Marktteilnehmer positive Auswirkungen brachte.
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