Mobino im Test: Mobile Payment funktioniert in Zürich auch ohne Big Player

Mobino im Test: Mobile Payment funktioniert in Zürich auch ohne Big Player

by September 15, 2015

Das Bezahlen mit dem Smartphone funktioniert in Zürich auch “ganz” ohne Banken, Kreditkartenfirmen und Telekomanbieter: Die Lösung heisst Mobino, ist schon länger auf dem Markt und funktioniert verblüffend einfach und vor allem fehlerfrei. Aber was kann man mit Mobino denn genau machen?

Vereinfacht gesagt, dank Mobino können Private untereinander Geld via Smartphone überweisen. Aber nicht nur das, mit dieser App können auch Einkäufe und Dienstleistungen bezahlt werden. Damit beherrscht Mobino genau die zwei “wichtigsten Funktionen”, die man von derartigen Mobile Payment-Lösungen erwartet. Und eines gleich Vorweg: Mobino funktioniert querbeet über alle Telekomanbieter und alle Bankkunden hinweg. Ich durfte Mobino für Fintechnews Schweiz testen, hier die Details:

Mobino für den User

Mobino kann jeder nutzen und dies weltweit. So lautet jedenfalls der Mobino Claim auf der Webseite „Mobino for Everyone“. Im Weiteren steht da: “Mobino ermöglicht Mobile Payment für über 5 Milliarden Kunden!”

Also nichts wie los, App downloaden und testen. Leider gibt es erst für die beiden Systeme Apple und Android Software. Plattformen wie Windows oder Ubuntu werden (noch?) nicht bedient. Ich konnte mich problemlos anmelden, aber bei einer unserer Testpersonen in Asien funktioniert die Anmeldung nicht. Darauf antwortete uns Mobino:

“Mobino funktioniert fast überall in der Welt in fast allen Währungen. Es gibt Länder in die wir leider aufgrund der lokalen Gegebenheiten nicht zuverlässig SMS verschicken können (zB Myanmar), was für die Registrierung eine Bedingung ist. Normalerweise wird das Mobino Konto in der entsprechenden Landeswährung erstellt, es sei denn, das Land hat entweder keine stabile Währung oder befindet sich im Umschwung. Beispiel Simbabwe, wo das Konto in USD erstellt wird.”

Bei mir und allen anderen Schweizer Kunden funktionierte die Anmeldung unabhängig vom Telefonanbieter problemlos. Zudem erhält jeder Schweizer Kunde gleich 5 Franken Guthaben bei der ersten Anmeldung.

Möchte ich nun Geld an einen Kollegen überweisen, muss ich nur seine Telefon-Nummer eingeben und die Überweisung findet in wenigen Sekunden statt. Der Empfänger erhält eine SMS Bestätigung und sieht auch sofort in Echtzeit auf seinem Konto sein Guthaben.

mobino geldüberweisung

Wer mehr Geld auf sein Mobino-Konto aufladen möchte, hat folgende Möglichkeiten:

  • Lastschriftverfahren
  • Einahlungsschein
  • Überweisung
  • Bareinzahlung

Dazu aber später mehr.

Mobino für den Geschäftskunden

Hat man einen Eintrag im Handelsregister, also beispielsweise als Einzelfirma oder GmbH, kann man mit Mobino SA einen Vertrag unterzeichen und ab sofort Mobino auf einem Tablet oder Handy einsetzen und Transaktionen empfangen. Mobino überweist jeweils wöchentlich die Beträge — nach Abzug der Kommissionsgebühren von 1% — auf das Geschäftskonto. Hier möchte ich anmerken, dass diese Gebühr sehr niedrig ist. Kreditkartentransaktionen sind in der Regel teurer; ja selbst die günstigen Bitcoin-Zahlungsabwickler kommen nicht auf derartig niedrige Transaktionskosten. Zudem erhält der Geschäftskunde wöschentlich einen übersichtlichen Report, wie mir der Kioskbesitzer Herr Schiesser begeistert erzählte. Überhaupt mag er die App und es kommen immer mehr Kunden, die via Mobino bezahlen. Ich sei schon der dritte heute und hier mein erster Eindruck:

Mobino im Test

Wer Mobino testen möchte, kann dies in Zürich am einfachstem im Rahmen der Aktion “Wiedikon Valley“ machen, viele Lokale Geschäfte nehmen daran teil und akzeptieren ab sofort Mobino als Zahlungsmittel. Ich besuchte den im Quartier sehr beliebten Kiosk Schiesser. Das Schöne an der Mobino App ist, im Gegensatz zu Twint kann man mit der Mobino App auf zwei Arten bezahlen. Einerseits via Bluetooth oder aber auch via Token. Da bei meinem Samsung Gerät im Bluetooth-Modus nicht zuverlässig funktioniert, habe ich die Variante “Token” gewählt. Gemäss Aussage von Herrn Schiesser haben allerdings alle Samsung Geräte Schwierigkeiten mit der iBeacon-Technologie. In der Tat, auch beim bezahlen via Twint brauche ich ab und an fast 30 Sekunden bis mein Gerät vom Terminal erkannt wird. Gut hat man bei Mobino auch die Möglichkeit via Token, und das geht ganz einfach: Der Händler gibt den Betrag auf seinem Tablet ein, und zeigt mir einen 5-stelligen Code:

Token bezahlen mobino

Sobald ich diesen sogenannten Token bei mir eingebe, sehe ich den Betrag auf meine Screen. Mit einem Knopfdruck auf “Bezahlen” kann ich die Transaktion abschliessen.

Bestätigung Mobino

Sogleich ertönt ein anachronistisches Kassengeräusch auf dem Tablet des Kioskbesitzers und er sieht den Betrag und sogar meinen Namen, welchen ich bei der Anmeldung in der Mobino-App verwendet hatte. Aber auch bei Kreditkartentransaktionen gibt man ja seine persönlichen Daten Preis. Hier eine Ansicht des Tablets des Kioskbesitzers:

mobino3

Alles in Allem funktioniert der Vorgang recht zügig und mit etwas Übung ist man damit wohl sogar schneller oder zumindest gleich fix wie beim Bezahlen mit Kreditkarte.

Nach zwei Testkäufen ist mein Guthaben fast weg. Dafür gibt es gleich hier am Kiosk eine Lösung, Herr Schiesser kann mit seinem Tablet mit wenigen Klicks Beträge aufladen. Das sieht dann auf seinem (Händler)Tablet so aus:

mobino4

Wie Mobino uns erzählt, baut Mobino ein Vertriebnetz von lokalen Händlern auf.

“Zur Zeit bauen wir unser Netz von Shops in der Schweiz auf, d.h. ausserhalb der Schweiz gibt es zur Zeit keine Akzeptanzstellen. (Pilotprojekte bestehen bereits.) Wir verfolgen hierbei das Konzept von ‘Hyperlokalen Distributionen’, wie das Projekt “Wiedikon Valley”.

.. und deswegen habe ich mir auch ein lokales Getränk erworben:

rivella

Geld überweisen für funktioniert in der App einwandfrei. Ohne Gebüḧren konnte ich Geld international überweisen. Aber Geld aus der App abbuchen ist nur schwer möglich. Rückzahlungen aufs Privatkonto müssen via Mail angefragt werden. Mobino tätigt die Überweisung dann nach einer Überprüfung. Dies ist ein ganz entscheidender Punkt, der eindeutig für eine App wie Paymit spricht.

So ganz ohne Banken und Telekomanbieter geht es halt doch nicht. Das Geld wird im Hintergrund bei der Postfinance verwaltet und für die Anmeldung bei Mobino braucht es eine SMS Bestätigung.

Fazit

Mobino hat als kleines Startup bereits eine App auf dem Markt, die funktioniert und erst noch einfach zu Bedienen ist. Geld überweisen funktioniert von Telefon zu Telefon sogar ohne Gebühr und in sekundenschnelle, wie meine Tests zeigten. Ja bereits jetzt hat Mobino mehr Funktionen integriert als bspw. die Postfinance in Twint. Was m.E in der App noch fehlt ist ein Killer-Feauture, wie beispielsweise eine Anbindung an PayPal oder eine Bitcoin-Integration. Immmerhin: Im Gegensatz zu Lösungen aus der Schweizer Bankenwelt denkt Mobino global und das ist in Anbetracht der grossen Konkurrenz wie Apple und Google Pay meiner Einschätzung nach der richtige Ansatz.

Karte: Kiosk Schiesser

Impressionen

Weitere Infos

1)  Im Test: TWINT von Postfinance 
2) Mobino auf Startupticker
3) Mobino-Präsentation

Foto (c) Christian Mäder