Author: Ralf Keuper

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Ralf Keuper ist Bankberater und bloggt auf Bankstil. An vielen Orten entstehen derzeit FinTech-Startup-Ökosysteme, die stellvertretend für den Wandel im Banking stehen. Das alles ist Ausdruck eines Stilwandels im Banking, der weit über das Thema Technologie hinaus geht. Daher auch der Name des Blogs - Bankstil. http://bankstil.blogspot.de/

Anders als die Banken in unseren Nachbarländern, wie den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Skandinavien, verharren die deutschen Banken und Sparkassen einer mentalen Blockade, die an die Zeit vor der Einführung des Deutschen Zollvereins erinnert. Genannt seien paydirekt, X-Pay oder die Single-Sign-On-Lösungen Verimi und YES. Die Situation im damaligen Deutschen Bund vor der Einführung des Zollvereins: Die 39 Einzelstaaten des Deutschen Bundes waren souverän in ihrer Politik, wodurch gemeinschaftliche Projekte oft blockiert oder verhindert wurden. Der innergemeinschaftliche Handel wurde, wie bereits zu Zeiten des Heiligen Römischen Reichs, aufgrund uneinheitlicher Wirtschafts- und Zollsysteme, extrem erschwert. Der Deutsche Bund konnte kaum von den…

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Einer weit verbreiteten Ansicht zufolge ist das Banking, wie viele andere Branchen auch oder zuvor, von Disruption bedroht. Die Verwendung des Begriffs Disruption im Zusammenhang mit Innovationen geht zurück auf Clayton Christensen und dessen Buch The Innovators Dilemma. Der Autor selber ist nicht immer glücklich darüber, dass zahlreiche Disruptoren sich auf seine Gedanken berufen; er fühle sich, wie er in einem aktuellen Interview sagt, häufig missverstanden. Echte Innovationen seien in der Wirtschaft nach wie vor die Ausnahme. Nicht jedes revolutionäre Geschäftsmodell sei eine Disruption. Als Beispiel nennt Christensen in dem Interview Uber. Ubers Geschäftsmodell bestehe darin, bereits vorhandene Ressourcen anders…

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Wenngleich der Fintech-Hype abzuklingen beginnt, und Kooperation statt Konfrontation die neue Devise ist, mehren sich die Anzeichen, dass Fintech ein hartnäckiges Phänomen ist, das so schnell nicht wieder verschwinden wird; allerdings, ohne dass Fintech selber eine eigene Industrie sein wird. Fintech, so paradox das klingt, könnte zu einem Übergangsphänomen von Dauer werden. Der Erfolg von Fintech bzw. Fintech-Startups resultiert vor allem daraus, dass die Banken es über die Jahre versäumt haben, auf die veränderten Kundenbedürfnisse zu reagieren, d.h. Bankservices von jedem Ort und zu jeder Zeit mobil, am liebsten per Smartphone, erledigen zu können. Bei den Fintech-Startups handelt es sich…

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Schon längst hat die Digitalisierung im Banking Einzug in die Vermögensberatung gehalten. Der Kunden- bzw. Wertpapierberater hat durch die Robo Advisors Konkurrenz bekommen. Letztere bieten zwar, so die Autoren des o.g. Factbooks, keine ganzheitliche Beratung, wohl aber die Möglichkeit, einen Mehrwert zu erzielen, u.a. durch Rückgriff auf bewährte Anlagestrategien, die den Kunden über Programme/Algorithmen zur Verfügung gestellt werden. Das TME-Institut stellt in Innovative Geschäftsmodelle im Digital Wealth Management. Factbook 70 Anbieter vor, die in die Kategorien Research Tools, Social Trading, Robo Advisory und Crowdinvesting unterteilt werden. Der Leser erhält Informationen zum Anbieter (Gründungsjahr, Länder, Eigentümer, Strategische Partner), Geschäftsmodell, zu…

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Kann es sein, dass die Kunden ihr Bankkonto demnächst in gewisser Weise selbst verwalten? Mit der Verbreitung digitaler Identitäten könnte dieses Szenario Realität werden. Bereits vor einem Jahr war die Frage auf diesem Blog ein Thema: Digitale Identitäten lösen das Bankkonto und damit die klassische Bankverbindung ab Die Blockchain könnte hierbei eine Schlüsselrolle übernehmen. Beispielhaft dafür ist das Projekt be – your own bank. Näheres dazu ist in dem Beitrag “Identity on the blockchain” — chapter 2 zu erfahren. Als quasi letzte Verifikations-Instanz fungiert hierbei die e-Residency Card von Estland. Weiterhin heisst es in dem Beitrag zur Rolle der Banken in der…

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Die Kunden wollen heutzutage ihre Geschäfte am liebsten von zuhause aus oder über ihre mobilen Endgeräte abschließen. Eine Schlüsselstellung haben dabei die Identifizierungstechnologien, die ein digitales Onboarding ermöglichen, d.h. der Kunde kann sich über das Internet ausweisen. Rückblick In der Vergangenheit waren Kunden, die ein Bankkonto eröffnen wollten, gezwungen eine Filiale aufzusuchen. Die Identifizierung erfolgte am Bankschalter durch den Personalausweis. Mit dem Aufkommen der Direktbanken, die über keine eigenen Filialen mehr verfügten, übernahm die Post die Identifizierung der Neukunden mit dem Post-Ident-Verfahren. Der Kunde muss sich dazu mit seinem Ausweis in eine Postfiliale begeben, wo dann seine Identität bestätigt wird.…

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Im Zusammenhang mit der Fintech-Szene in Großbritannien wird Schottland in der Regel kaum bis gar nicht erwähnt. Dabei ist Schottland die Wiege einiger wichtiger Fintech-Innovationen, wie es in How technology will transform Scotland’s banking sector heisst. Meilensteine im schottischen Banking sind: Clydesdale Bank introduced adding machines in 1899, Bank of Scotland installed a centralised accounting computer in 1959, and James Goodfellow invented the technology behind cash machines and personal identification numbers in the 1960s. Der schottische Genius Der schottische Erfindergeist ist ein schönes Beispiel für die sog. Schöpferische Peripherie. Die New York Times nennt in The Genius of Scotland eine…

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In The Rise of Data Capital wird die Entstehung einer weiteren Kapitalform beschrieben. Inzwischen haben die Daten, vor allem die personenbezogenen, einen hohen ökonomischen Wert. Die Geschäftsmodelle von Facebook, Google und Amazon würden ohne die Möglichkeiten, Daten zu sammeln, aufzubereiten und zu verwerten, nicht funktionieren. Data capital is one of the most important assets of every online consumer service created in the past decade. Google, Amazon, Netflix, and Uber have all realized that data is more than just a record of something that happened. Data is raw material for creating new kinds of value, especially digital services. And sometimes, these…

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Sobald die Medien ein Thema für sich entdeckt haben, schnellt die Zahl der Beiträge, die sich mit diesem neuen Phänomen beschäftigen, in die Höhe. So auch bei Fintech. Insofern also nichts Neues. Problematisch wird das dann, wenn die Medien die nötige kritische Distanz vermissen lassen. In letzter Zeit haben sich die Fälle gehäuft, bei denen Unternehmen von zahlreichen Medien förmlich “hochgejazzt” wurden. Beispielhaft dafür sind LendingClub, The DAO und der Themenkomplex Blockchain. Wie die Studie Wirtschaftsjournalismus in der Krise – zum massenmedialen Umgang mit Finanzmarktpolitik im Jahr 2010 feststellte, unterließen die Medien in ihrer Gesamtheit, die Entwicklung der Finanzindustrie in…

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Das Schicksal so ziemlich jeder Revolution ist es, dass sie von den Verhältnissen, die sie überwinden wollte, irgendwann eingeholt wird. Fortan übernehmen die konservativen Kräfte die Führung bis wieder einmal der Zeitpunkt eintritt, an dem sich für Revolutionäre oder Newcomer die Gelegenheit bietet, die Unzufriedenheit der Menschen an den bestehenden Strukturen für die Etablierung neuer Geschäftsmodelle zu nutzen. Um so einen Fall handelt es sich bei der sog. Fintech-Revolution, die seit einigen Jahren im Banking für kreative Unruhe sorgt. Mittlerweile sind die ersten Abnutzungserscheinungen nicht mehr zu übersehen. Die Revolutionäre werden gesetzter, viele treten von der Bühne ab, um erfahreneren…

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In den Banken macht sich die Sorge breit, von den Anbietern mobiler und Online-Bezahllösungen, wie Alipay, Apple Pay, Samsung Pay, WeChat, Amazon und PayPal/Venmo, umgangen zu werden. In der Tat unternehmen die Interkonzerne einige Anstrengungen, um ihre Abhängigkeit von der Zahlungsverkehrinfrastruktur der Banken zu verringern. In China haben sich Alipay und WeChat bereits deutlich von den Banken bzw. von UnionPay emanzipiert und in den USA betreiben Venmo und andere die Separation mit dem Automated Clearing House. Die Banken wollen dem schleichenden Bedeutungsverlust in einer ihrer Paradedisziplinen mit sog. Real-Time Plattformen für Instant Payments entgegenwirken. Schlüsselelement ist ISO 20022. Der Bankenverband…

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Das altehrwürdige Geschäftsmodell des Credit Scoring gerät langsam aber sicher unter Druck. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die fortschreitende Digitalisierung, die es neuen Anbietern relativ einfach macht, durch den Einsatz von Algorithmen und die Verwendung sog. alternativer Daten, wie z.B. aus den sozialen Netzwerken oder abgeleitet aus dem Verhalten der Nutzer, eine ähnliche Treffgenauigkeit bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Antragsteller zu erzielen, wie die etablierten Anbieter. Letztere, wie die Schufa, die Creditreform und Fico, sind über die neue Wettbewerbssituation – verständlicherweise – nur mäßig erfreut. Die Platzhirsche führen gegen die neuen Mitbewerber und deren Scoring-Modelle mehrere Argumente ins…

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Seit die Digitalisierung die Bankenbranche mit voller Wucht erfasst hat, beschäftigen sich diverse Beiträge und Studien mit der Frage, ob es die Banken im Jahr 2030, 2035 oder 2040 noch geben wird. Eine der ersten mir bekannten Veröffentlichungen zu dem Thema ist Sind die Banken die Verlierer des Digitalen Zeitalters? von Hanno Beck und Alois Prinz aus dem Jahr 2000. Im Jahr 2010 erschien Bankless Banking 2030. Eine Transformationsstory von Heinrich Fendt. Erwähnenswert in dem Zusammenhang ist das Expertengespräch der Credit Suisse Keeping the Wheels Turning, das 2013 geführt wurde. Neu hinzugekommen sind nun u.a. Werden Banken überflüssig sein? Geschäftsmodelle…

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Die Frage steht schon seit längerer Zeit im Raum: Benötigt ein Fintech-Startup, um auf Dauer erfolgreich zu sein, unbedingt eine Vollbanklizenz? Sagen wir mal so: Wenn ein Fintech-Startup mit dem Anspruch auftritt, eine Bank zu ersetzen, dann wird es um eine Vollbanklizenz nicht herum kommen. Dies gilt um so mehr, je abhängiger die neuen Banken von den existierenden Bankinfrastrukturen und je ähnlicher ihre Kosten- und Erlösstrukturen (und damit ihre Geschäftsmodelle) denen der klassischen Banken sind. Sollte es jedoch Absicht des Fintech-Startups sein, nur bestimmte Bereiche des Bankgeschäfts anzubieten, die lediglich einer eingeschränkten Regulierung bedürfen, dann ist eine Vollbanklizenz zumindest nicht zwingend.…

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Dass sehr wohlhabende Kunden sich bei der Verwaltung ihres Vermögens häufig auf den Rat von Bankmitarbeitern stützen, veranlasste Warren Buffett zu der ironischen Bemerkung: Wall Street ist der Ort, an dem Menschen im Rolls Royce vorfahren, um sich von Menschen beraten zu lassen, die mit der U-Bahn zur Arbeit kommen. Warum also diese Tätigkeit nicht gleich Maschinen, Algorithmen übertragen? Mit dem Robo Advising ist es möglich, ohne den Rat von Bankangestellten, ohne Mittelsmann, sein Vermögen verwalten zu können. Immer mehr vermögende Kunden können sich mit dem Gedanken anfreunden, wie aus Rich people increasingly prefer to get their financial advice from robots hervorgeht. Charles Schwab…

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Ganze Heerscharen von Kommentatoren und Beratern beschäftigen sich seit einiger Zeit mit der Frage, weshalb die Verbreitung mobiler Bezahlverfahren so schleppend voran geht, zumindest jedoch hinter den allgemeinen Erwartungen zurück bleibt. Ein Grund ist wohl, dass sich die Verhaltensweisen der Nutzer nur langsam ändern. Wer also die Akzeptanz seiner mobilen Bezahllösung steigern will, tut gut daran, Einfluss auf die Gewohnheiten der Nutzer zu nehmen – wie Starbucks. Startbucks Mobile Payments Digitale Revolution am Kaffeeautomaten, oder: Starbucks als Game Changer bei Mobile Payments? skeptisch zur Vorbildfunktion von Starbucks im Bereich Mobile Payments geäußert. Meine Ansicht musste ich nach der Lektüre von How…

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Wenn sich so viele Branchenkenner über einen Trend so einig sind, wie bei der Blockchain, dann ist Skepsis angebracht und die Anwendung Konträren Denkens (Ken Fisher) durchaus empfehlenswert. Es herrschen kaum noch Zweifel an dem “disruptiven” Potenzial der Blockchain, so dass, wer sich dieser Erkenntnis verschließt oder die Botschaft nicht mit der gewünschten Inbrunst verkündet, der Häresie, d.h. der Fortschrittsfeindlichkeit schuldig macht. Wer an die erlösende Kraft dieser Technologie, an die Offenbarung, nicht glaubt, wird sich auf der Verliererstraße wiederfinden – so der Tenor. Nun ist es keinesfalls so, dass ich die Blockchain gering schätze und sie nur für eine vorübergehende Laune…

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